Lüge ist Wahrheit und Wahrheit ist relativ

Die Wahrheit ist allumfassend und unendlich, und in diesem Sinne gehört die Lüge zur Wahrheit dazu. Nicht weil der Inhalt der Lügen wahr ist, sondern weil die Existenz der Lügen wahr ist. Lügen wird es immer geben, denn sie scheinen (unabhängig von einer bewussten Instrumentalisierung durch die Menschen) im evolutionären Prozess eine Funktion zu besitzen. Irren soll ja bekanntlich menschlich sein, und Lügen „helfen“ uns zu Irren. Geht man einen „falschen“ Weg, so hat man die Möglichkeit den „richtigen“ Weg aus einer anderen Perspektive zu erkennen. Vielleicht lässt sich der „richtige“ Weg überhaupt nur durch die vorherige Verirrung erkennen.

Lügen stellen auf den ersten Blick eine gigantische Energieverschwendung dar. Doch ist diese Energie ja nicht weg und verloren, sondern lediglich aufgestaut. Vielleicht sind für das, was da kommen soll, solch gewaltige Energiemengen nötig, dass dies nur durch Jahrhunderte währende Verirrung und Stauung entsprechender geistiger Energien überhaupt erst möglich wird. Vielleicht bezog sich Lloyd Blankfein (Chef der US-Investmentbank Goldman Sachs) mit seiner Äußerung „die Banken würden Gottes Werk verrichten“ auf eben diese Zusammenhänge: Die Maximierung der Lüge als notwendige Vorstufe einer Sintflut von Wahrheit.

Das macht mir die Lügen dennoch nicht sympathischer und so ist es aus intellektueller und emotionaler Sicht für mich auch unbegreiflich, dass die Lügen solch unglaubliche Ausmaße annehmen konnten. Aber gerade diese Tatsache zwingt mich zu akzeptieren, dass da offensichtlich höhere Mächte im Spiel sind (und damit meine ich nicht irgendwelche Verschwörercliquen an der Spitze der Machtpyramide).

Die Unendlichkeit der Wahrheit bringt es mit sich, dass wir jeweils höchstens einen Bruchteil der Wahrheit zu erkennen in der Lage sind. Da die Lügen selbst nur ein Bruchteil der Wahrheit sind, ist es unendlich viel einfacher, die Lügen zu erkennen, als die Wahrheit. Die Lügen zu durchschauen ist möglich, von der Wahrheit werden wir trotz aller Bemühungen höchstens ein Gefühl der Ahnung erhaschen.

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