Die hierarchische Struktur der Pyramide
Wir alle sind Teil des Systems, ob wir wollen oder nicht. Je nach Verhalten und Eignung (im Sinne des
Systems) landen wir in dieser oder jener Position, auf dieser oder jener Stufe. Lehnt man das System
ab oder leistet man Widerstand, so findet man sich häufig auf der untersten Stufe wieder. Dort ist das
Leben zwar relativ frei, man kann denken, tun und lassen was man will, aber hat eben auch
entsprechend wenig Einfluss. Wem das nicht reicht, der bindet sich eine Krawatte um und versucht
eine Stufe höher zu klettern. Man redet nicht mehr ganz so laut und voreilig, man gibt sich kultivierter,
aber man hat sich seine Ideale und Träume bewahrt, kennt die unterste Stufe und versteht die
Menschen dort auch. Man verdient natürlich etwas besser, sorgt für Heim und Familie, engagiert sich
in Vereinen, Organisationen oder Parteien. Das kostet alles viel Kraft, und in seinem engsten Umkreis
oder auf der Arbeit kann man vielleicht sogar auch dieses und jenes ändern. Und manchmal träumt
man davon, das, was die da oben auf den höheren Stufen machen, selber in die Hand zu nehmen.
Man hat große Ideen, will dieses und jenes verbessern oder einfach nur nach seinen Wünschen
gestalten. Ist man bereit, geeignet oder auch nur ambitioniert, hat man wohlwollende Mentoren,
Beziehungen oder einfach genug Ellenbogen, sei es Schicksal oder einfach nur starker Wille und
Kampf – der eine oder andere findet sich irgendwann auf der höheren Ebene wieder. Der Kreis wird
kleiner, man hat seine eigenen Regeln, einen gewissen Kodex. Offen redet man nur unter sich, vor
den Oberen hat man eine gewisse Ehrfurcht, man spürt den Hauch der großen Macht, hat selbst auch
eine gewisse, sitzt aber wieder zwischen den Stühlen. Will man etwas umsetzen, muss man zur
unteren Ebene in der richtigen Sprache sprechen. Aber man weiß auch, wie stark und direkt der Druck
von oben sein kann. Wenigstens bekommt man ordentlich Geld, das ist eine gewisse Entschädigung.
Und die oberste Ebene? Da sitzen die Besten der Besten. Die mit den hehren Motiven. Die mit dem
Weitblick, die das große Ganze sehen. Die, die ihr Geld wirklich wert sind. Die von Gott Gesandten,
die nur Gott Rechenschaft schuldig sind. Die, die wissen, dass man hier und da dem Volk auch mal
etwas unangenehmes zumuten muss. Die, die nicht zögern, es auch zu tun. Die über Leichen gehen,
wenn "nötig". Für die Sache. Für ihre Sache. Für die Macht an der Spitze der Pyramide.
Natürlich ist hier viel Spekulation mit von der Partie, denn ich kenne die oberen Ebenen nicht aus
eigenem Erleben. Hier geht es auch weniger um Bewertung, als um das Verständnis der
Funktionsweise des Systems. In jeder Ebene sind die agierenden Menschen den Zwängen des
Systems unterworfen. Und fast alle sind auf jener Position, wo sie aufgrund ihrer Persönlichkeit ihrer
Rolle im System am ehesten gerecht werden können. Das gilt insbesondere für Aufsteiger. Auf
höheren Ebenen hat oft auch die Erblinie einen Einfluss. Wer nicht mitspielt, steigt
ab oder wird kaltgestellt. Und wer die Regeln des Systems in Frage stellt, wird ausgelacht und bleibt
eh unten.
Wie ist das nun in einem Lügensystem? Je höher die Ebene, desto mehr weiß man von der Wahrheit,
aber desto weniger wird man davon der untersten Ebene preisgeben. Nur der nächst tieferen gewährt
man etwas Einblick – soweit eben notwendig. Aber das hieße ja, dass überall Lügner sind – das kann
doch nicht sein, es sind doch nicht alle Menschen schlecht! Na ja – so einfach ist das auch nicht, und
die Kategorien gut oder schlecht sind beim Verständnis nicht hilfreich. Jeder ist eben an der Position,
an der er (oder sie) die Lügen (oder sollte ich besser sagen die Täuschung, das Verschweigen der
Wahrheit?) vor sich selbst rechtfertigen kann. Ein bisschen Lüge muss man eben in Kauf nehmen,
wenn man an entsprechender Stelle mitspielen will. Anders lässt sich in dieser Welt eben nichts
mitgestalten. Man muss eben was "Böses" tun, um hier und da auch mal etwas "Gutes" erreichen zu
können. Und nicht zu vergessen die Zwänge des Systems: Wer das Schweigegebot seiner Stufe nicht
einhält, steigt ab (im glimpflichsten Fall). Das ist wie bei der Mafia, da redet auch keiner.
Der Zwang zur Lüge, wird umso stärker, je tiefer man in das System verstrickt ist. Wer mit dem Lügen
Probleme hat, wird schwerlich aufsteigen. Und wer einmal drin ist, kann schwerlich aussteigen.
Höchstens schweigend.
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"Bleib mir weg mit diesen Wahrheiten - was soll ich damit?"
Die meisten Menschen gehen das Leben pragmatisch an, d.h. sie interessieren sich für jene Dinge,
die in ihrem alltäglichen Leben eine Rolle spielen. Wen interessiert schon, ob in China ein Sack Reis
umfällt? Mag ja wahr sein, aber was nutzt mir dieses Wissen für mein Leben? Kann ja sein, das wir in
einem Lügensystem leben und von Verbrechern regiert werden und morgen das Finanzsystem
kollabiert und übermorgen der Krieg beginnt. Na und? Ich lebe hier und jetzt, habe ein Dach über dem
Kopf, habe zu essen, habe Familie und Freunde und finde jeden Tag etwas, wofür es sich zu leben
lohnt. Ist mir doch egal, was die Politiker treiben, will ich auch gar nicht wissen, krieg ich eh bloß
schlechte Laune von.
Was ist "die Wahrheit" wert, wenn sie einem nicht dabei hilft, glücklicher zu werden? Das ist eine
verdammt berechtigte Frage. Die Fähigkeit zum persönlichen Glück ist unabhängig vom System, in
dem man lebt. Und "Wahrheit" hat längst nicht für alle Menschen denselben Stellenwert. Während der
eine meint, das Recht auf Wahrheit sei ein elementares Menschenrecht, sagt der andere: Von der
Wahrheit kann ich mir nichts kaufen. Was nutzt es dem Propheten, wenn die Zukunft ihm Recht gibt?
Den meisten Menschen geht es doch einigermaßen gut – ist es da nicht egal, ob das nun ein
Lügensystem ist oder nicht? Ja, ja, man muss ja auch bedenken, wohin das alles letztendlich führt.
Aber wohin führt die Wahrheit? Wem ginge es dadurch besser, wenn jetzt die ganze Wahrheit
rauskäme? Würde das irgendetwas zum positiven ändern? Woher will man wissen, ob ein System der
Lüge nicht unter dem Strich sogar besser für die Mehrheit der Menschen ist?
Ich will nicht behaupten, das ich hier sinnvolle Antworten geben kann. Falls Sie dazu etwas sagen
möchten, können Sie mir ja einen Kommentar schreiben. Meine persönliche Erfahrung ist, das mir das
Durchschauen des Systems im Alltag keine Hilfe ist, eher im Gegenteil. Die "Wahrheit" erweist sich
nicht als alltagstauglich – aber ist sie deshalb schon widerlegt? Glaube ich nicht. Aber wozu dann die
Wahrheit? Wird vielleicht die Zukunft zeigen. Ich glaube, dass durch die Lügen gewaltige
Energiemengen gebunden sind bzw. verschwendet werden, die uns so im evolutionären
Entwicklungsprozess fehlen. Der Weg der Wahrheit würde uns vielleicht vollkommen neue, bislang
ungeahnte Möglichkeiten eröffnen.
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